Im heutigen Sprachgebrauch versteht man unter einem Landsknecht einen Söldner des Mittelalters. Diese Berufsgruppe spielte im späten 15. und 16. Jahrhundert eine wichtige Rolle bei der Kriegsführung und setzte sich aus Angehörigen unterschiedlichster Stände zusammen. Ein Landsknecht ist ein Soldat, der zu Fuß und mit der Pike in der Hand für denjenigen Fürsten in den Krieg zog, der für seine Dienste eben bezahlte. Mit der Zeit entstanden somit große Söldnerheere, denen stets ein gewaltiger Tross folgte, um für die Verpflegung des Heeres zu sorgen. Es war aber auch für diverse Vergnügungen gesorgt, die neben Ausschank und Glücksspiel auch die Befriedigung sexueller Bedürfnisse umfassten. In den ziehenden Söldnerheeren gab es einerseits Landsknechte, die mit Frau und Kindern in den Krieg zogen, aber auch solche, die offiziell ungebunden waren. Somit fanden sich viele Frauen im Tross ein, die damals die Bezeichnungen „Dirne“ oder „Metze“ trugen, was darauf hinweist, dass es sich oft um Prostituierte handelte. Diese Frauen übten ihr Gewerbe im Gefolge der Kriegsleute aus und sind heute als Landsknechthuren ein Begriff.
Für die mittelalterlichen Landsknechtheere galt die Prostitution als wichtiges und anerkanntes Element ihrer Kriegszüge. Es wurde zwar immer wieder versucht, Prostituierten aus dem Tross zu verbannen, aber dies gelang kaum. Im Gegenteil war Prostitution sogar institutionalisiert, und zwar durch die Kontrolle und Organisation durch den Hurenweibel des Landsknechttrosses.
Über die mittelalterlichen Landsknechthuren herrscht die falsche Ansicht vor, dass sie in erster Linie der mobilen Prostitution nachgingen. Sie unterscheiden sich allerdings von gewöhnlichen Prostituierten. Die Aufgaben vieler Landsknechthuren beschränken sich nicht auf die reine Prostitution, sondern sie unterhielten oft eheähnliche Beziehungen zu einem bestimmten Landsknecht und erfüllten vielfältige Tätigkeiten. Es muss nicht betont werden, dass diese Beziehungen weder von der Kirche noch von der Gesellschaft anerkannt wurden. Meist handelte es sich auch um befristete Beziehungen.
Diesem Arrangement zufolge erhielten die betreffenden Frauen für ihre sexuellen Dienstleistungen keine Entlohnung, sondern sie wurden eher von ihrem inoffiziellen Ehemann unterhalten. Im Rahmen dieser Beziehungen erfüllte die Landsknechthure sämtliche Pflichten, die von einer regulären Ehefrau erwartet wurden und noch viele mehr. Zusammen mit den sogenannten Trossbuben stellte sie beispielsweise eine Hilfskraft dar, die für den Landsknecht Waffen trug, für ihn Kleidung nähte und ausbesserte, sie sorgte sich um das Essen, war beim Lagermachen behilflich, beteiligte sich aktiv beim Plündern und pflegte auch die Wunden, die dem Landsknecht in der Schlacht zugefügt wurden.
Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass alleine die pflegerischen Künste ihrer Gefährtinnen vielen Landsknechten das Leben rettete. Die Landsknechthure wurde zudem für Kundschaften, Schanzendienste oder Latrinenarbeiten herangezogen und nach einer Schlacht plünderten sie auch das Schlachtfeld. Die Rolle der Geschlechtsbefriedigung muss neben diesen Tätigkeiten beinahe als Nebensächlichkeit eingestuft werden. Eine Landsknechthure war also nicht nur Ehefrau auf Zeit, Köchin, Assistentin, Magd und Pflegerin, sondern eben auch Anbieterin sexueller Dienstleistungen.
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