Prostitution früher und heute. Von der Wanderhure zum Escort

Millionen von Menschen verfolgten vor dem Fernseher die mit Happy End Garantie erzählten Abenteuer der Wanderhure Marie im Fernsehen. Dieser Einblick in die Prostitution im Mittelalter hatte jedoch mit der Realität der damals lebenden Frauen nur am Rande etwas gemeinsam. Wie sich die Prostitution im Laufe der Jahrhunderte entwickelte gehört dagegen zu den geschichtlichen Ereignissen die vielen, bis heute unbekannt sind.

Das Mittelalter hatte einen ganz eigenen Umgang mit Prostituierten

Mittelalterliche Huren haben wenig mit modernen Escort etwa in Frankfurt gemeinsam, die sich als normale Geschäftsfrauen verstehen. Frauen im Mittelalter hatten kaum Recht auf eigenen materiellen Besitz und verfügten somit nur über zwei Zahlungsmittel. Das erste war die Ehre, um in der Ehe eine gesicherte Stellung innerhalb der Gesellschaft zu erhalten. Die zweite war der eigene Körper, wenn die Ehre bereits als beschmutzt angesehen wurde. Dies traf auf alle Frauen zu, die entweder durch eigene Einwilligung oder auch Vergewaltigungen nicht mehr als Jungfrau galten. Diesen Frauen blieb die Prostitution oft als einziger Ausweg, um den eigenen Lebensunterhalt sicherzustellen. Hierfür mussten die Frauen zudem ihren Heimatort verlassen, da es aufgrund der damaligen Gesellschaftsstrukturen nicht erlaubt war dort den eigenen Körper zu verkaufen. Die Frauen erfuhren daher gleich eine mehrfache Entwurzelung durch die Trennung der Familie und des gewohnten Umfelds.

Wanderhuren führten ein Leben mit zahlreichen Risiken

Das Leben als Prostituierte begann daher zunächst immer mit der Wanderschaft. Diese führte viele der Frauen in die nächsten größeren Städte in denen Bordelle zu finden waren. Bereits während des römischen Reichs gab es Bordelle in denen oft sowohl weibliche als auch männliche Prostituierte ihre Dienste anboten. Während des Mittelalters hatten sich schon feste Strukturen gebildet. Geleitet wurden die Bordelle von männlichen Frauenwirten, welche auch an den Einnahmen der Frauen beteiligt waren. Frauenwirte waren damals durchaus mit Zuhältern zu vergleichen, da auch diese die Frauen zunächst in eine finanzielle Abhängigkeit trieben. Entschlossen sich die Frauen daher den Bordellen in der Stadt fernzubleiben blieb ihnen als standlosen Personen nur das Leben außerhalb der Stadtmauern übrig. Hier waren die Frauen Rechtlose, die weder Vergewaltigungen noch eine nicht entrichtete Entlohnung geltend machen konnten.

Innerhalb der Städte wurde Wanderhuren jeglicher Schutz verwehrt

Als zusätzlicher Schutz schlossen sich damals Wanderhuren zusammen und reisten gemeinsam. Gleichzeitig entwickelten die Frauen einen guten Geschäftsinstinkt und hielten sich bevorzugt dort auf, wo etwa Turniere oder auch andere Veranstaltungen stattfanden, die viele Menschen in die Städte zogen. Ein Vorteil der Wanderhuren war, dass diese im Vergleich zu den Prostituierten in der Stadt nicht gezwungen waren Kleidung oder besondere Farben zu tragen, mit denen sie sofort als Prostituierte zu erkennen sind. Boten die Frauen dort ihre Dienste an waren sie jedoch den gleichen Gefahren wie vor den Stadtmauern ausgesetzt. Hinzu kam auch die Einschüchterung durch die Frauenwirte, welche sich diese zusätzlichen Einnahmen natürlich selbst sichern wollten. Das Leben auf Wanderschaft sowie die sinkenden Einnahmen im steigenden Alter führten nicht selten dazu, dass Wanderhuren früher starben, da auch die damaligen Ärzte und Heiler nur wenig Interesse an diesen Patienten hatte.

Wanderhuren wurden zunehmend auch außerhalb der Städte sesshaft

In den kommenden Jahrhunderten änderten sich auch die Strukturen innerhalb der Gesellschaft des Mittelalters. Städte waren nicht mehr die einzige Option der davor lebenden Bauern Handel zu treiben, da auch in den Ländereien darum zunehmend mehr Dörfer und feste Strukturen entstanden. In diesen galten oft eigene Regeln, sodass etwa Wirte des Gasthofs nicht geächtet wurden, wenn diese Wanderhuren als Arbeitskräfte beschäftigten. Diese hatten somit oft ein Dach über dem Kopf und konnten gleichzeitig weiterhin für Durchreisende ihre Dienste anbieten. Vergleichbar mit den Frauenwirten in der Stadt verdienten auch die Arbeitgeber mit und konnten somit den eigenen Lebensunterhalt einfacher verdienen. Mit dem Wegfall der ständischen Ordnung und der steigenden Nachfrage nach Arbeitern während der Industriellen Revolution hatten viele frühere Wanderhuren zudem die Option in Fabriken zu arbeiten. Die dortigen Arbeitsbedingungen und schlechte Unterbringung der Arbeiter in den Städten waren für einige Frauen der ausschlaggebende Grund freiwillig weiter der Prostitution nachzugehen.

Prostituierte rückten im Laufe der Jahrhunderte immer mehr an den Rand der Gesellschaft

Das Plus an Optionen führte gleichzeitig zu einer gesellschaftlichen Neubewertung von Prostitution. Während diese Frauen schon im Mittelalter mit einem schlechten Ruf zu kämpfen hatten, wurde es nun erforderlich den eigenen Beruf strikt vor der Außenwelt zu verheimlichen. Bordelle sowie der Straßenstrich einer Stadt befanden sich daher nicht selten in Rand- oder Gewerbegebieten. Bekannt als Rotlichtbezirke wussten die konservativen Einwohner recht schnell, welche Straßen und Bereiche einer Stadt besser gemieden werden sollten. Prostituierte wohnten zudem selbst nicht in diesen Stadtteilen, weshalb es vielen leicht fiel den eigenen Beruf auch vor Familien und Freunden zu verheimlichen. Die Gefahren sind seit dem Mittelalter jedoch nicht weniger geworden. Bis heute machen daher Überfälle oder sogar Morde an Prostituierten Schlagzeilen, die von Freiern begangen wurden.

Moderne Escorts wehren sich nicht selten gegen den Ruf als Prostituierte

Der Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft hat auch innerhalb der Prostitution ihre Spuren hinterlassen. In der Hierarchie stehen Frauen auf dem Straßenstrich vergleichbar mit den Wanderhuren aus dem Mittelalter ganz unten. An der Spitze sehen sich dagegen Escorts, welche entweder ihre Dienste alleine oder mit Hilfe einer Begleitagentur anbieten. In Frankfurt etwa gehören Escorts fast schon zum Stadtbild. Die Frauen werden zunächst gebucht, um etwa Geschäftsleute zu Terminen oder auch auf Reisen zu begleiten. Dies kann auch Sex mit einschließen, welcher von den Frauen häufig separat berechnet wird. In Agenturen ist das üblich, um die Inhaber vom Vorwurf der Zuhälterei zu schützen. Gleichzeitig verstehen sich viele Escorts nicht als Prostituierte, da diese augenscheinlich nicht gezwungen sind mit den Kunden zu schlafen. Die Erwartungshaltung der Kunden bei der Buchung eines Escorts schließt vielfach sexuelle Handlungen mit ein, sodass auch Escortdamen einen gewissen Druck verspüren zahlungskräftige Kunden möglichst nicht an die zahlreich vorhandene Konkurrenz zu verlieren. Prostitution ist und bleibt daher auch im Wandel ein Gewerbe, bei denen Frauen limitierte Optionen in allen Arbeitsumfeldern in Kauf nehmen müssen.

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